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Pumpenburg

[1913] hat die Feuerwehr in Wettringen ein neues Spritzenhaus erhalten. Die älteren Wettringer werden sich erinnern, dass es am Ortsausgang Metelener Straße auf der Ecke am Abzweig zur Rothenberger Straße [Meiering] seinen Standort hatte. Alten Zeitungsberichten zufolge hatte an gleicher Stelle aber bereits ein Geräteschuppen o.ä. Gebäude gestanden, was schon von der Feuerwehr genutzt wurde. Leider liegen hierüber keine Informationen mehr vor. Dem damaligen Amtmann Tenholt, der in Personalunion seit 1898 auch die Position des Feuerwehrhauptmannes inne hatte, war es maßgeblich zu verdanken, dass es zum Neubau kam. Nach rund dreijähriger Planung konnte das neue Spritzenhaus [1913] seiner Bestimmung übergeben werden.

Den Steigerturm dieses Spritzenhauses krönte eine Wetterfahne, die einen Feuerwehrmann dar-stellte. Auf dem freien Platz vor dem Spritzenhaus wurden zwei seltene Bäume angepflanzt, welche der Amtmann Tenholt zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum seiner Majestät des deutschen Kaisers Wilhelms II der Gemeinde zur Eröffnung geschenkt hat. Nach der Schlüsselübergabe ging es seinerzeit für die Feuerwehr noch im Festzug mit Gemeindevertretung sowie geladenen Ehrengästen zum Eröffnungsfestball in die Gaststätte Schneermann.

Die damaligen Feuerwehrhäuser nannte man nach den dort untergestellten Feuerwehrpumpen [Handdruckspritzen] landläufig „Pumpenhäuser“. In Wettringen wurde es kurioserweise von der Bevölkerung auch „Pumpenburg“ genannt. Durch seine zwei integrierten Arrestzellen hatte es auch einen Hauch von Räuber Hotzenplotz. Immer wieder mussten Betrunkene und Wanderburschen ihre Nächte im Spritzenhaus verbringen.


 "Damals..."
 
Der Heimatchronist Josef Böwering schrieb in einer Zeitungskolumne zum Abbruch des Spritzenhauses 1960, dass das Pumpenhaus immer wieder Gegenstand von Berichten und Anekdoten war.
So mussten die Inhaftierten am Tage darauf die Straßen vor dem Amtshaus, beim Polizeidiener und vor den Schulen fegen, ehe sie ein Frühstück erhielten und weiterziehen durften. Randalierer traf es härter, sie wurden nach der Ausnüchterung mit einer Anzeige bedacht.
Josef Böwering berichtet weiter „dass einmal ein bekannter Wettringer Randalierer vom Polizeidiener festgenommen und in die Zelle gesperrt wurde. Als er am anderen Morgen den Arrestanten dem Amtmann vorführen wollte, war die Zelle leer. Zwei Freunde des Einsitzenden hatten sich in der Nacht mit Eisensägen und Brecheisen bewaffnet und dem Inhaftierten zur Freiheit verholfen. Das Ereignis war Dorfgespräch, und man wusste auch bald, wer die Befreier waren. Sie wurden vor den Kadi zitiert und erhielten nun selbst eine Freiheitsstrafe zu diktiert.“
Dass die Pumpenburg immer wieder Thema in der Wettringer Bevölkerung war, zeigt ein Lied, welches ein leider namentlich nicht mehr bekannter Wettringer Heimatdichter schrieb:
„Das Lied von der Pumpenburg“.

Leserbrief im Wettringer Anzeiger vom 29.10.1912 zum geplanten (Neu-) bau des Spritzenhauses am Standort "Meiering"
 
Nach den kursierenden Gerüchten soll der Neubau des Spritzenhauses mit Arrestlokal an der Stelle des alten, der Neuzeit nicht mehr entsprechenden Gebäudes beschlossene Sache sein. Wenn man die neuzeitlichen Bestrebungen - Verschönerung der Ortschaften, Heimatschutz usw. in Betracht zieht, sollte man glauben, den Neubau an der alten Stelle nicht ernst nehmen zu müssen. Ist doch besonders die Ecke an der Kreischaussee, wo die Zunftstraße? nach Rothenberge und seit einigen Jahren die neue Bahnhofstraße abzweigt, von jeher etwas stiefmütterlich behandelt und was Schönheit des Straßenbildes anlangt, der Aufmunterung sehr bedürftig. Das alte Spritzenhaus hat zur Verunzierung lange genug beigetragen. Man sollte meinen die Gelegenheit würde jetzt benutzt, dem Spritzenhaus einen zweckmäßigeren Platz zu geben. Ein schöner freier Platz könnte an der Abbruchstelle geschaffen werden, er zur Verschönerung der Ortschaft nicht unbedeutend beitragen würde. Stände uns ein Verschönerungsverein zur Seite, er würde den von drei Straßen umzäunten Platz mit Bäumen bepflanzen und in der Mitte ein Kriegerdenkmal oder eine Mariensäule erstehen lassen. Das neue Spritzenhaus mit Arrestlokal und Steigerturm mag ja an der alten Stelle seinen hehren Zweck im kommenden Zeiten erfüllen können, es mag auch der Platz um Bau im Schweizer-, Renaissance- oder Rokokkostil oder in leuchtenden Farben setzen, - zur Zierde des Ortes und zur Verschönerung des Straßenbildes wird es wenig beitragen können. Kommende Geschlechter werden Kopfschüttelnd vorübergehen und den Plan als einen Beckumer bezeichnen.

 Wettringer Anzeiger vom 13.04.1913 zum Neubau des Spritzenhauses:
 
"Der von den Gemeindevertretern bewilligte Neubau des Spritzenhauses nebst Steigerturm ist seit einigen Tagen fertiggestellt und heute in feierlicher Weise seiner Bestimmung übergeben worden. An Stelle des alten den Anforderungen der Neuzeit absolut nicht mehr entsprechenden Spritzenhauses erhebt sich jetzt ein schmuckes Gebäude, welches sich dem Straßenbild vorzüglich anpasst und sich auch architektonisch sehr gefällig dem Zuschauer darbietet. Den Steigerturm trönt eine Wetterfahne, die einen Feuerwehrmann darstellt. Auf dem freien Platz vor dem Spritzenhaus sind zwei seltene Bäume angepflanzt worden, welche der Amtmann Tenholt zur Erinnerung an die Erhebung Preußens vor 100 Jahren sowie an das Regierungsjubiläum seiner Majestät des deutschen Kaisers Wilhelms II. der Gemeinde geschenkt hat. Zur Feier hatten sich die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die Gemeindevertreter sowie die geladenen Ehrengäste im Lokale Scheermann versammelt und von dort setzte sich sodann der Zug unter Vorantritt der Schmidtschen Kapelle aus Rheine zum neuen Spritzenhaus in Bewegung. In seiner Ansprache übergab der Gemeindevorsteher dem Herrn Amtmann Tenholt als 1. Hauptmann der Wehr die Schlüssel zum Gebäude. Derselbe ergriff sodann das Wort um zunächst der Gemeindevertretung den Dank der Wehr auszudrücken für die tatkräftige Unterstützung des Feuerlöschwesen. Auch wurde der Damen und Ehrengäste gedacht, die so zahlreich erschienen waren und dadurch der Wehr ihr Interesse bekundet haben. Seine Worte klangen in den Wunsche aus, dass dieser Tag den Festteilnehmern noch recht lange in Erinnerung bleiben möge. Nach einem exakten Parademarsch ging sodann der Zug durch die Straßen des Dorfes zum Vereinslokale. Hier forderten die Darbietungen der Schmidtschen Kapelle für die Unterhaltung und zeigte sich, welch ein kameradschaftlicher Geist unter den Mitglieder der Wehr herrscht. Gegen 15.30 Uhr begann der Festball, der die Festteilnehmer noch lange in festlicher Stimmung vereinte. Sicherlich wird die Feier den Teilnehmern noch recht lange in froher Erinnerung bleiben. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr besteht seit ca. 21 Jahren und hat unter der bewährten Leitung des Herrn Amtmann Tenholt als 1. Hauptmann einen kraftvollen Aufschwung genommen. Möge dieselbe auch weiterhin wachsen, blühen und gedeihen."