Bilker Strasse, 48493 Wettringen Info@Feuerwehr-Wettringen.de

Dem Feuer die Nahrung nehmen

Wettringer als Helfer bei Naturkatastrophen

Die gemeinnützige Hilfsorganisation „@fire“ ist mit mehr als 500 Helferinnen und Helfer auf der ganzen Welt bei Naturkatastrophen im Einsatz. Einer von diesen Helfern ist Markus Heine-Hüntemann aus Wettringen.

Bericht: Julian Lorenbeck / MV

2027 07 17   fire 1

Helferinnen und Helfer von „@fire“ sind auf der ganzen Welt unterwegs und helfen bei Naturkatastrophen, unter anderem wie hier bei einem Waldbrand. | Foto: S. Baum/@fire>

 Auch wenn es beim hiesigen Blick nach draußen nicht so scheint, aufgrund der steigenden Temperaturen wächst aktuell in Europa wieder die Gefahr von Waldbränden. Griechenland und der Balkan leiden unter einer extremen Hitzewelle, das Thermometer kratzt an Temperaturen über 40 Grad. Die Brände, die entstehen, sind von den örtlichen Feuerwehrkräften oft nicht alleine zu stemmen. Da helfen Organisationen wie „@fire“ (gesprochen: „atfire“).

 Mehr als 500 Helfer

 Die gemeinnützige Organisation hilft seit 2002 weltweit bei Naturkatastrophen. Damals überlegte eine Handvoll Feuerwehrleute in Deutschland, wie man sich so zusammentun könnte, um als deutsche Feuerwehrleute im Ausland zu helfen. Aus der Idee entstand „@fire“, das als Organisation unpolitische und unbürokratische Hilfe leistet. Nicht nur mit ihren mittlerweile über 500 Helferinnen und Helfern, sondern auch über Material und Logistik, das bereitgestellt wird. Seit ihrer Entstehung hat sich „@fire“ entwickelt. Mittlerweile hilft die Organisation nicht nur bei Waldbränden, sondern übernimmt auch das Suchen und Retten von Verschütteten nach einem Erdbeben und Hilfe bei anderen Naturkatastrophen.

 Einer der mehr als 500 Helferinnen und Helfer ist Markus Heine-Hüntemann, Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr Wettringen. Sein guter Freund Johannes Gust, Vorstandsmitglied bei „@fire“, erzählte ihm 2005 von seinem Einsatz in Phuket in Thailand. Vielen Menschen ist der Tsunami und die damit einhergehende Zerstörung rund um Weihnachten 2004 und den Jahreswechsel 2005 noch heute im Kopf. Hundertausende Menschen verloren ihr Leben. „Johannes war vor Ort, was er von seinem Einsatz erzählt hat, fand ich spannend und habe dann meine Ausbildung begonnen“, erinnert sich Heine-Hüntemann, wie alles für ihn begonnen hat.

 Ausbildung in Los Angeles

 Die Ausbildung lief nicht irgendwo ab, sondern in Amerika, genauer in Los Angeles. Zwei Wochen war er in den Amerikanischen Staaten. „Wenn du über dem Waldbrandgebiet fliegst und dann so ein Wasserpack unter dem Hubschrauber hast, dann musst du genau wissen, wann du das Pack los machst. Solche Sachen haben wir dort gelernt.“ Mittlerweile müssen die Helfer von „@fire“ nicht mehr so weit fliegen. Die Übungen laufen in Ahlen ab, ein Kooperationspartner hat dort seine Hubschrauber stationiert.

 2027 07 17   fire 2

Markus Heine-Hüntemann während der Ausbildung 2005 in den USA. | Foto: privat

 „@fire“ kümmert sich um die Ausbildung der Einsatzkräfte in weniger betroffenen Gebieten, die dann in die Einsatzgebiete kommen. „Weltweit schnelle Nothilfe nach Naturkatastrophen“ heißt es in der Eigenbeschreibung. So war Heine-Hüntemann schon in Kroatien und Portugal im Einsatz gegen Waldbrände. „Wenn dir eine 30 Meter hohe Feuerfront entgegenkommt, dann sieht das am Anfang schon beeindruckend aus“, gibt er zu. „Aber wenn die näherkommt und du weißt, dass sie auf dich zu kommt, dann geht dir ganz schnell der Arsch auf Grundeis.“ Dann gehe es darum, Schneisen zu schlagen oder Gegenfeuer zu legen, um dem Feuer das Material zu nehmen. „Du nimmst dem Feuer quasi die Nahrung“, sagt Heine-Hüntemann.

 An Pausen ist nicht zu denken

An eine Pause ist in der Phase nicht zu denken. „Das ist ja hier in Wettringen bei unseren Einsätzen nicht anders. Wenn es richtig brennt, dann gehst du auch nicht weg. Er wenn es ruhiger wird, gehst du mal was trinken oder essen, kurz verschnaufen“, sagt er und macht klar: „Das Feuer kommt dir entgegen und du siehst zu, dass du es irgendwie auskriegst.“

 Die Sicherheit der Einsatzkräfte stünde dabei immer an erster Stelle. „Du hast immer eine Person, die nur darauf achtet, wie sich der Wind dreht, welche Wetterlage kommt.“ So können die Helferinnen und Helfer schnell reagieren. Rund eine Woche sind die Kräfte im Einsatz. „Dann musst du auch ausgetauscht werden. Besonders bei einem Erbebeneinsatz bist du froh, wenn du nicht länger als eine Woche machen musst.“ Beim Brand in Kroatien sei er länger vor Ort gewesen, die Lage sei aber auch „nicht ganz so schlimm“ gewesen.

 Bislang zwei Waldbrand-Einsätze

 Er ist bisher zu zwei Einsätzen geflogen, aber Helferinnen und Helfer von „@fire“ waren schon in Indonesien, Tibet, Haiti, Nepal, Beirut, Chile oder bei dem Erdbeben in der Türkei vor anderthalb Jahren. „Die haben alles gesehen“, sagt der Wettringer über seine Kollegen. Sein Freund Johannes Gust sei als Einsatzleiter oft vor Ort.

 Viele dieser Einsätze war „Urban Search and Rescue (USAR)“-Hilfe nach Erdbeben. USAR-Helfer sind darin spezialisiert, Verschüttete in Trümmern zu finden, retten und zu versorgen. So ein USAR ist auch Markus Heine-Hüntemann. Zu einem Einsatz ist es noch nicht gekommen. „2005 sollte ich als Erdbebenretter nach Japan. Da ist aber meine Tochter geboren worden und meine Frau hat gesagt: Ganz bestimmt fliegst du nicht weg!“, erzählt er und lacht.

 Hilfe beim Abrennen der Heide

 

 „Ich kenne das nicht anders. Ich glaube nicht, dass in Wettringen in der Wehr einer anders tickt. Du kannst hier alle fragen, die sind alle total hilfsbereit.“

Markus Heine-Hüntemann über seine ausgeprägte Hilfsbereitschaft

 

 Doch nicht nur zu Katastrophen ist „@fire“ unterwegs, die Hilfsorganisation kümmert sich zum Beispiel auch um das gezielte Abbrennen der Heideflächen im Naturpark Lüneburger Heide. „Irgendwann verholzt die Heide, dann muss sie einmal abgebrannt werden“, so Heine-Hüntemann. „Das gezielte Abbrennen der Besenheide ist eine altbewährte Methode zu ihrer Erhaltung, weil überalternde Bestände auf diese Weise verjüngt und revitalisiert werden“, heißt es auf der Webseite des Naturparks Lüneburger Heide.

 Der Wettringer hat eine sehr ausgeprägte Hilfsbereitschaft. Für ihn ist das normal. „Ich kenne das nicht anders. Ich glaube nicht, dass in Wettringen in der Wehr einer anders tickt. Du kannst hier alle fragen, die sind alle total hilfsbereit.“

 www.at-fire.de