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Eine kleine mobile Einsatzleitzentrale

Feuerwehr Wettringen zeigt ihren neuen Einsatzleitwagen

200.000 Euro für einen neuen Bulli. Den hat die Gemeinde Wettringen für die Freiwillige Feuerwehr angeschafft. Der Preis kommt nicht von ungefähr, denn der neue Einsatzleitwagen strotzt vor Technik für die Kommunikation und Planung bei Einsätzen.

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Bericht / Bilder: Julian Lorenbeck / MV

„Das ist eine kleine Einsatzleitzentrale, die mobil mit uns mit fährt und uns Feuerwehrleute unterstützt“, sagt Thomas Brünen, stellvertretender Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Wettringen und zeigt stolz das Interieur des neuen Einsatzleitwagens (ELW): Neben ganz viel Technik findet sich hier auch ein Faxgerät. Ist das nicht aus der Zeit gefallen? Ganz und gar nicht: „In einigen Einsatzsituationen bekommt man von der Leitstelle eine Rückmeldung in schriftlicher Form, zum Beispiel bei einem Bahnunglück. Bevor man die Gleise betritt, muss man auf das Fax der Bahn warten, dass die Hochspannungsleitungen freigeschaltet sind“, erklärt Brünen.

Kommunikationszentrale und Stromspeicher

Die Wehrführung ist stolz auf ihr neues Fahrzeug, das sie Anfang Mai von einem Sonderfahrzeugbauhersteller im niedersächsischen Twist abgeholt hat. Das auf dem Mercedes-Benz Fahrgestell Sprinter basierende Fahrzeug wurde bereits im Dezember 2021 bestellt, nun erfolgte die Auslieferung. 200.000 Euro hat es die Gemeinde Wettringen gekostet.

Im Einsatzfall ist der Wagen mit vier Kameraden besetzt: dem Fahrer, dem Einsatzleiter und zwei weiteren Kameraden, die im hinteren Bereich an Arbeitsplätzen arbeiten. „Es ist so aufgeteilt, dass der linke Arbeitsplatz einen Rechner mit zwei Bildschirmen zur Verfügung hat. Der wickelt quasi die ganze Kommunikation mit der Einsatzleitstelle ab, während der rechte Platz zuarbeitet und den Kontakt zur Leitstelle herstellt“, erklärt Thorsten Bäumer das „grobe Konzept“. Bäumer ist der Leiter der Abteilung, die speziell für dieses Fahrzeug zuständig ist, das Personal schult, sich intensiv mit der Technik beschäftigt. Sie werden auch diejenigen sein, die die Arbeitsplätze im ELW besetzen.

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Thorsten Bäumer (r.) und Thomas Brünen an den beiden Arbeitsplätzen im neuen Einsatzleitwagen. Jeder Platz ist mit Rechner, Software, zwei Monitoren, Funkgeräten und Telefonen ausgerüstet. Auf den Hängeschränken über den Kameraden lassen sich mit Whiteboardmarkern Notizen schreiben, rechts steht das Fax-, Druck- und Kopiergerät. Je nach Wetter- und Tagessituation lässt sich das Licht im Inneren – wie hier im Bild – verändern.

Und Technik ist im Wagen vielfach vertreten. An den Arbeitsplätzen wird die Funktechnik bedient und der Einsatz dokumentiert, dafür wurde die spezielle Software „Fireboard“ angeschafft. „In dieser Software sind unter anderem Objektpläne hinterlegt. In der Gemeinde Wettringen gibt es verschiedene Objekte mit verschiedenen Gefahrenpotenzialen, die wir nicht immer im Kopf haben. Zum Beispiel: Gibt es Gefahrenstoffe vor Ort? Aber auch Fluchtpläne, Brandmeldeanlagen, Telefonnummern, Hydranten- und Abwasserpläne. All das ist in der Software hinterlegt und kann von uns am Einsatzort digital abgerufen werden“, sagt Brünen. „Mit der Software können wir Tagebuch führen, wo alles dokumentiert wird, wo man sich eine Lagekarte bastelt und die Lage nachverfolgen kann“, ergänzt Bäumer.

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Der neue Einsatzleitwagen ist gut ausgerüstet.

Viel Technik braucht viel Strom, die der Einsatzleitwagen sich aus zwei Batterien holt. „Natürlich ist das Fahrzeug ganz neu. Aber wir haben vor Kurzem zwei Stunden lang auf dem Wagen geschult und nicht den Motor angemacht. Hinterher hatten die Batterien immer noch 80 Prozent ihrer Power“, erinnert sich Bäumer.

Sichtbar auch für Hubschrauber

Ein weiterer Vorteil im Einsatz: Der Wagen verfügt über einen eigenen WLAN-Access-Point, kann darüber die Einsatzstelle mit Internet versorgen. Praktisch für die Einsatzdokumentation mit den Tablets. Oben auf dem Dach des ELW befindet sich ein Infrarotstrahler. „Damit kann ein Hubschrauber uns nachts erkennen und finden. Wenn ich da an einen alten Einsatz denke, da musste der ganze Bereich ausgeleuchtet werden, damit der Hubschrauber sicher landen kann, jetzt können wir das Infrarotsignal nach oben schicken“, freut sich Wehrführer Christoph Remki.

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Per Antenne lässt sich ein WLAN-Access-Point errichten.

Der Wagen verfügt über eine Markise mit Vorzelt, die sich händisch ausfahren lässt. „Da haben wir noch einmal einen geschützten Raum, um sich intern auf dem kleinen Dienstweg zu besprechen“, sagt Remki. Die Seitentür des Wagens soll während des Einsatzes geschlossen bleiben. An ihr ist über Schienen ein Fernseher angebracht, aber nicht zum Vergnügen der Feuerwehrleute. „Die Bildschirme von innen werden nach außen auf den Monitor gespiegelt, die Einsatzleitung soll sich nicht im Inneren aufhalten“, so Remki.

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Händisch lässt sich eine Markise ausfahren, bei Regen gibt es so nochmal einen geschützten Raum für eine interne Besprechung.

Auf dem Weg zum Einsatzort müssen alle Sitze in Fahrtrichtung ausgerichtet sein, am Einsatzort lassen sie sich drehen. So können sich die Kameraden intern besprechen. Sollte es einen Einsatz am Abend geben, kann auch die Beleuchtung im Inneren angepasst und gedimmt werden. Die Hängeschränke sind glänzend, das hat einen einfachen Grund. „Die Fronten sind magnetisch und mit einem Whiteboardmarker beschreibbar. Damit können wir im Einsatz auf ihnen schreiben“, sagt Bäumer.

LKW-Führerschein nötig

Vorne am Fahrersitz nimmt während des Pressetermins Thomas Henrichsmann Platz, ebenfalls stellvertretender Wehrführer. Vor ihm am Dach hängt eine Art Tablet. „Das ist ein computergestütztes System, mit dem man die Funkgeräte bedienen kann. Wenn ein Einsatz kommt, bekommen wir außerdem hierüber die Koordinaten angezeigt und wenn wir den Einsatz annehmen, wird auch direkt die Route angezeigt.“

Einziger Nachteil des ELW: Das Fahrzeug ist nur mit einem Führerschein der Klasse 2 zu fahren. Der ist teuer und nur die wenigsten Kameraden haben einen. Mit Unterstützung der Gemeinde wurden vier Mitgliedern des ELW-Teams ein Führerschein finanziert.