Bilker Strasse, 48493 Wettringen Info@Feuerwehr-Wettringen.de

Kameradschaft bis an das Lebensende

Ein Besuch bei der Alters- und Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Wettringen

Bericht / Fotos: Lorenbeck/MV

Ein bisschen muss er suchen, doch dann hat sich Karl-Heinz Göcken (90) auf dem Foto der Freiwilligen Feuerwehr Wettringen von 1967, das im Flur des Gerätehauses hängt, gefunden. Entstanden ist es zum 75-jährigen Jubiläum der Wehr. Der Feuerwehr ist Göcken auch heute noch als Mitglied in der Alters- und Ehrenabteilung der Feuerwehr verbunden. Er gehört damit zu den ältesten Mitgliedern. „Wir haben zwei 95-Jährige und drei 90-Jährige in der Alters- und Ehrenabteilung“, sagt Reinhard Scho, seit mehr als zehn Jahren kümmert er sich gleichgestellt mit Josef Rauen um die Organisation und Leitung der Abteilung.

2024 04 10   AE 2

Jeden ersten Dienstag im Monat gibt es im Feuerwehrgerätehaus ein Zusammenkommen. Dort steht auch die geplatzte Gasflasche vom Brand bei „Solar Diamant“ im März 1990. An diesem Einsatz waren viele Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung beteiligt.

Zehn bis 15 Mann sind sie immer, wenn sie sich jeden ersten Dienstag im Monat im Feuerwehrgerätehaus treffen. Dann stehen die drei K im Vordergrund. „Erst Kaffee, dann Klönen und anschließend Karten“, erklärt Josef Rauen, lacht und reicht eine Tasse Kaffee herüber.

Hier herrscht lockere Stimmung, es wird lebhaft über das Alltägliche, aber auch das Vergangene gesprochen. Viel Erfahrung sitzt hier mit im Raum, die Teilnehmer waren mehrere Jahrzehnte aktiv in der Wehr, mit Bernd Wolbeck sitzt sogar ein ehemaliger Wehrführer (1990-2010) am Tisch.

Der Weg in die Feuerwehr lief damals noch ein wenig anders. „Als ich in den 1970er Jahren von der Bundeswehr wieder kam, hieß es: Du hast die Klasse 2, komm doch mal zur Feuerwehr. Bevor ich überlegen konnte, war ich drin“, erinnert sich Rauen. Mit dem alten Führerschein „Klasse 2“ durfte man Lkw fahren, perfekt für den Einsatz in der Wehr.

Reinhard Scho erlebte die Anfangszeiten der Jugendfeuerwehr Ochtrup mit. „Als ich dann 18 Jahre alt wurde, kam unser Wehrführer an und sagte: Ich habe drei Stellen für den Katastrophenschutz. Da habe ich für zwölf Jahre unterschrieben und brauchte nicht zur Bundeswehr.“

Im Feuerwehrgerätehaus steht eine alte Propan-Butanflasche. Sie ist in der Mitte aufgeplatzt und stammt von der Brandstelle bei „Solar Diamant“ im März 1990. Zahlreiche der an diesem Tag anwesenden Mitglieder waren damals im Einsatz. Viele dieser Gasflaschen explodierten bei dem Brand. „Ich habe die Flasche rausgeholt und Karl-Heinz Menzel hat die aufbearbeitet. Dabei ist meine Jeans draufgegangen“, erinnert sich Scho lebhaft.

Früher kamen die Kameradinnen und Kameraden mit 60 Jahren in die Alters- und Ehrenabteilung, mittlerweile ist das Alter auf 67 Jahre angehoben worden. Aber auch ein Austritt aus gesundheitlichen Gründen kann ein Grund für den Eintritt in die Ehrenabteilung sein. Im vergangenen Jahr sind zehn neue Mitglieder zur Gruppe hinzugekommen.

2024 04 10   AE 1

Als die Freiwillige Feuerwehr Wettringen 75 Jahre alt wurde, war Karl-Heinz Göcken schon Teil der Wehr. Der 90-Jährige zeigt auf sich selbst in jungen Jahren auf dem Foto, das im Feuerwehrgerätehaus hängt.

Die Alters- und Ehrenabteilung in Wettringen ist groß, 38 Männer mit ihren 35 Frauen sowie zwölf Witwen sind Teil der Familie. 85 „Feuerwehr-Rentner“, sagt Rauen im Spaß. Neben den regulären Treffen gibt es jedes Jahr auch ein Sommer- und ein Winterfest. Außerdem wird jedem Mitglied zum 80., 85. und 90. Geburtstag gratuliert und ein Präsent überreicht. „50 Euro aus der Kasse – das ist noch ein Gesetz von früher“, sagt Rauen.

Am nächsten dran zur aktiven Wehr ist Werner Brüggemann, der sich um die Pflege des Feuerwehrgerätehauses kümmert. Er führt auf dem Rundgang durch das Haus, erklärt die neue Technik, zeigt die Umkleiden und die anderen Räume im Feuerwehrgerätehaus.

Oben angekommen, kann er sich schon an einen der Tische setzen. Die Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung haben sich bereits im gesamten Gerätehaus verteilt, jetzt wird Doppelkopf gespielt.

Die Kameradschaft in der Wettringer Feuerwehr, sie verbindet die Mitglieder auch lange Zeit nach dem aktiven Dienst immer noch. Das aktive Miteinander, das Vertrauen aufeinander, das Vertraute aus den gemeinsamen Jahren im Einsatz – es wird hier immer noch gelebt. „Die Feuerwehr begleitet viele bis an das Lebensende“, fasst Rauen zusammen.