Abseits der Einsätze geht nichts
Jahresbericht 2020 der Freiwilligen Feuerwehr und kurzer Blick auf 2021: Übungsbetrieb fehlt deutlich
Von Fabian Kronfel/MV Bilder: MV
Bevor der Alltag der Coronavirus-Pandemie ebenfalls bei der Freiwilligen Feuerwehr im Hiärtken van de Wiält einkehrte, startete das Jahr 2020 doch zunächst mit einer freudigen Nachricht: Schließlich stieg die Zahl der aktiven Kameradinnen und Kameraden zum Beginn des neuen Jahrzehnts erstmalig auf einen dreistelligen Wert - die 100 war erreicht, dank der Aufnahme der neuen Ausbildungsgruppe. Für Wehrhehrer Christoph Remki ein Höhepunkt und besonderer Grund zur Freude: „Darauf können wir richtig stolz sein. Schön, dass wir die Jugendlichen für dieses Ehrenamt begeistern konnten“. Zusammen mit dem Wehrführer blickt die MV jetzt auf den Jahresbericht der Feuerwehr.
Eines stellt der Wettringer gleich einmal fest: „Die Pandemie war kein Dornröschenschlaf für uns. Wir waren zu jeder Zeit einsatzbereit“. Trotzdem war die Wehr ab Mitte März, wie alle, von der Pandemie betroffen und bleibt es auch weiterhin. Der für die Kameraden wichtige Übungsbetrieb musste und muss, nach einer kurzen Wiederkehr im vergangenen Sommer, für mehrere Monate ausgesetzt werden. Ebenso fielen zahlreiche interne Versammlungen wie das 125-jährige Jubiläum des Musikzuges aus. Und doch hat sich im und um das Feuerwehrgerätehaus im Jahr 2020 einiges zugetragen.
Wehrführer Christoph Remki
„Die Pandemie war kein Dornröschenschlaf für uns. Wir waren zu jeder Zeit einsatzbereit"
Was der Freiwilligen Feuerwehr in der Pandemie am meisten fehlte, waren die Übungen; im Bild eine der ersten und wenigen Übungen, die nach dem ersten Lockdown 2020 wieder möglich waren. Für 2021 hofft die Wehr, ab Mai wieder starten und vor allem den „Nachwuchs“ ausbilden zu können
Die Einsatzbereitschaft habe immer die höchste Priorität, erklärt Remki und spricht seiner Wehr in der Pandemie ein Lob dafür aus, dass dieses Ziel „durch diszipliniertes Verhalten mit Blick auf unsere Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln“ auch erreicht werden konnte. Abseits der Einsätze können sich die Kameraden der Wehr seit einem Jahr aber kaum noch sehen, die Pandemie schränkt die Feuerwehr wie alle ehrenamtlichen Aktiven in dieser Hinsicht extrem ein. „Die Kameradschaft ist aber natürlich noch da“ meint Christoph Remki. „Bloß die Kameradschaftspflege ist und war eben nicht wirklich möglich" Neben dem Jubiläum des Musikzugeskönnten auch Gemeinschaftsübungen , wie erwähnt, Aktivitäten der Ehrenabteilung und auch das neue Stück der Laienspielschar der Freiwilligen Feuerwehr nicht stattfinden.
Im Sommer 2020 konnten bei niedriger Inzidenz noch ohne Maske die Beförderungen durchgeführt werden. Für den kommenden Sommer hotft die Wehrführung auf ähnliche Möglichkeiten.
Wiederum auf der positiven Seite von 2020 stehen unter anderem die zahlreichen Neuanschaffungen und Ergänzungen für die Ausrüstung, darunter neue Feuerwehrhelme, Einsatzkleidung oder ein Defibrillator für Einsätze - im Fall der Fälle ein handlicher Lebensretter, schließlich ist die Feuerwehr häufig zuerst vor Ort. Die Digitalisierung hat ebenfalls bei der Feuerwehr Einzug gehalten: Seit vergangenem Jahr wird in Fahrzeugen und auf der Einsatzstelle nur noch digital gefunkt. Die im Vorjahr angestrebte Bestandsaufnahme konnte durch diese und weitere Anschaffungen abgeschlossen werden.
Die Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplanes war ebenfalls ein Projekt, das 2020 dank unabhängiger Unterstützung, endlich erreicht werden konnte - schließlich stammte der letzte Plan, der eigentlich alle fünf Jahre aktualisiert werden sollte, noch aus dem Jahr 2002 (MV berichtete). Der neue Brandschutzbedarfsplan, der den aktuellen Zustand der Wehr sowie zukünftige Ziele beschreibt, stellt den Gegebenheiten vor Ort teils durchaus ein positives Zeugnis aus, gerade bei der Verfügbarkeit der Aktiven, fordert aber auch eine schnelle(re) Anfahrt, bis 2030 eine Jugendfeuerwehr und die schrittweise Ersetzung der teilweise über 15 Jahre alten Einsatzfahrzeuge - eine Grundausstattung für Einsätze mit atomaren, biologischen und chemischen (ABC-)Gefahrstoffen fehlt bisher ebenfalls. Beider Freiwilligen Feuerwehr stehen in den nächsten Jahren ergo noch Veränderungen an.
Aktuell im Jahr 2021 blicken die Kameradinnen und Kameraden der Wehr auf den Wiederbeginn des Übungsbetriebes. Wehrführer Christoph Remki berichtet, dass Kreisbrandmeister Raphael-Ralph Meier bereits auf die Erfordernis von Übungen hingewiesen hatte. Vor Ort steht der Neustart der Übungen wohl für Anfang Mai in Aussicht, erklärt Remki. Derzeit befinde sich die Feuerwehr in der Abstimmung mit der Gemeinde, mit welchem Hygienekonzept die Übungen wieder stattfinden könnten „wir wollen erst einmal mit der Ausbildungsgruppe starten, schließlich stehen dort im Sommer schon die Prüfungen an', meint der Wehrführer. Abseits der ausgefallenen Generalversammlung wünscht sich Christoph Remki, dass im Sommer dann wie im vergangenen Jahr (MV berichtete), in kleiner Runde vor dem Feuerwehrgerätehaus die Beförderungen durchgeführt werden können. „Für die Leute der Ausbildungstruppe, die hier zu Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen befördert werden, wäre dies eine schöne Motivation und ein zusätzlicher Ansporn“.
Zahlen und Einsätze aus 2020
Die Feuerwehr Wettringen war im Jahr 2020 insgesamt bei 59 Einsätzen aktiv; die Zahl der Einsätze hält sich damit etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Großbrände mussten 2020 nicht verzeichnet werden. Von den 59 Einsätzen entfallen sechs auf mittlere Brände, zehn auf Kleinbrände (darunter vier Entstehungsbrände), sechs auf Einsätze des Atemschutz-Wechselladers bei Großbränden im Kreis Steinfurt und Heek im Kreis Borken. Zusätzlich gab es 31 Hilfeleistungseinsätze vor allem bei Menschen in Notlage, bei Öl auf Straßen und Wasser- oder Sturmschäden. Zudem tauchen sechs Fehlalarme im Bericht auf.
Die mit Einsatzfahrzeugen zurückgelegte Strecke im Jahr 2020 fällt mit 3 861 Kilometern um ganze 2 719 Kilometer geringer aus als im Vorjahr. Dies liegt vor allem am pandemiebedingten Wegfall von Übungen.
Der Personalstand belief sich im Jahr 2020 auf 148 Personen. Zum 31. Dezember waren 100 Kameradinnen und Kameraden ehrenamtlich in der Einsatzabteilung tätig. Der Altersdurchschnitt der aktiven Wehr beläuft sich auf 39,8 Jahre. Im Musikzug engagieren sich 19 (erwachsene) Kameradinnen und Kameraden; Durchschnittsalter: 37,7 Jahre. Die Ehrenabteilung umfasst 29 Mitglieder; im Schnitt 74,9 Jahre alt.
Besondere Einsätze:
13. Januar: alkoholisierter Mann nachts aus stark verrauchter Wohnung gerettet.
18. April: Heizungsbrand, starke Rauchentwicklung.
22. April: Fehlalarm: Feuerwehr nachts in voller Stärke vor Ort, kein Feuer.
11. August: Flächenbrand Waldboden in Haddorf.
15. September: Container-Brand gelöscht.
21. September und 8. Dezember: Gaslecks in Siedlungen gesichert.