Mit Leib und Seele Feuerwehrmann
Werner Henrichsmann wird heute Abend mit einem Zapfenstreich auf dem Dorfplatz verabschiedet
Mit Leib und Seele Feuerwehrmann
„Man muss schon bekloppt sein und dem roten Feuerschein hinterlaufen“, sagt Werner Henrichsmann über seinen Job als Feuerwehrmann. Heute Abend um 20 Uhr wird er nach 15 Jahren als stellvertretender Kreisbrandmeister mit einem Zapfenstreich auf dem Dorfplatz verabschiedet.
Feuerwehrmann zu sein, liegt in der Familie Henrichsmann quasi im Blut. Schon Vater Paul war Brandmeister und leitete eine Gruppe, Sohn Thomas ist ebenfalls Mitglied in der Feuerwehr. „Ich wurde von meinem Vater immer auf die Festivitäten mitgenommen“, erzählt Henrichsmann. Schnell gewann er Gefallen an dem Miteinander und der Kameradschaft.
Der Eintritt in die Feuerwehr erfolgte am 1. Mai 1974. 1978 wurde Henrichsmann Oberfeuerwehrmann, 1986 Brandmeister, im April 1990 dann Hauptbrandmeister und im Oktober desselben Jahres wurde er stellvertretender Wehrführer in Wettringen. Von 2010 bis 2017 war Henrichsmann Wehrführer in Wettringen und seit 2004 stellvertretender Brandmeister im Kreis.
„Ich hatte immer den Drang, nach vorne zu kommen“, sagt Henrichsmann. Nur leitender Kreisbrandmeister ist er nie geworden. „Ich bin zwei-, dreimal gefragt worden, aber ich habe immer zurückgesteckt wegen der Arbeit. Die Firma hätte zu sehr gelitten“, sagt Henrichsmann, der gemeinsam mit einem Partner ein Klimatechnik-Unternehmen in Steinfurt leitet.
Als stellvertretender Kreisbrandmeister war über all die Jahre für die Ausbildung der Feuerwehren im Kreis zuständig. Er erstellte Pläne, beschaffte die Ausbilder und kümmerte sich um die Koordination. In seinem Büro zuhause hängt ein großer Jahresplan. Durchschnittlich an jedem zweiten Wochenende im Jahr ist ein Lehrgang. „Das ist schon zeitaufwändig. Man ist immer samstags zur Begrüßung da und dann auch noch bei jeder Verabschiedung“, erzählt Henrichsmann. Auch in den Wochen kamen Sitzungen dazu. Er war viel unterwegs. Am meisten hätten darunter seine Frau und seine Kinder gelitten.
In all der Zeit als stellvertretender Kreisbrandmeister sind ihm zwei Einsätze vor allem im Kopf geblieben: Zum einem das Schneechaos 2004. „Ich erinnere mich noch, als wäre es heute gewesen. Ich habe quasi eine Woche in der Leitstelle in Rheine gelebt. An Schlaf war da nicht zu denken.“ Sein Auto fuhr noch mit Sommerreifen. Mehr schlecht als recht war er nach Rheine gekommen.
Der andere Einsatz, der ihm im Gedächtnis geblieben ist, passierte kurz nach seinem Amtsantritt. Bei einem Brand im Industriegebiet in Ibbenbüren war ein Kamerad ums Leben gekommen. „Das sind Einsätze, die bleiben sitzen,“ sagt Henrichsmann.
Höhepunkte waren für ihn dagegen, die Führung von Behandlungsplätzen beim Weltjugendtag 2005 in Köln und bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an drei Spielorten. Ein Behandlungsplatz ist eine Einrichtung, an der Verletzte oder Erkrankte nach Sichtung notfallmedizinisch versorgt werden können.
Es gibt auch Dinge, die Henrichsmann nicht so sehr vermissen wird. „Mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden. Ich habe dann häufig meinen Schlaf nicht wiedergefunden und man fährt natürlich auch lange Strecken durch den Kreis“, berichtet der 62-Jährige. Und doch liebt er seinen „Zweitjob“. „Man muss mit Leib und Seele Feuerwehrmann sein.“ Auf Henrichsmann trifft das auf jeden Fall zu. Deswegen bekommt er seinen großen Abschied.
Von Julian Lorenbeck / MV